Uns wurde in letzter Zeit immer häufiger die Frage gestellt, ob Social Media Marketing in allen Bereichen und Branchen Sinn macht. „Ja! Ähh, nein... ich mein‘ jein!“ lautet nicht nur die bekannteste Strophe des Hits „Jein“ von der Hamburger Band Fettes Brot, sondern ist auch die Antwort auf die einleitende Fragestellung. Social Media macht definitiv dann Sinn, wenn man die Möglichkeiten und die Vielfalt der Kommunikation betrachtet und versteht, wie es zielgerichtet eingesetzt wird. Eine generelle Aussage wäre sehr gefährlich, denn schließlich will man keine Äpfel mit Birnen vergleichen. In diesem Blogartikel geht es deshalb speziell um den Einsatz von Social Media in der Wissenschaft & Forschung. Ein Thema, welches in Deutschland bislang wenig Beachtung fand. Deshalb bringen wir ein wenig Licht ins Dunkel und durchleuchten, welche Möglichkeiten die sozialen Medien der Wissenschaft bieten.
Betrachtet man zunächst die USA, wo sich der Einsatz von Social Media schon seit geraumer Zeit in vielerlei Bereichen etabliert hat, so erkennt man schnell eine große Diskrepanz. Während westlich des großen Teichs schon fleißig via Social Networks, Blogs, Communities und Foren über aktuelle Forschungsergebnisse diskutiert und debattiert wird, fragen sich die Wissenschaftler östlich des Atlantiks noch, wie sie die neuesten Erkenntnisse als Anhang in eine E-Mail packen können. Wissenstransfer über Facebook, Twitter oder gar YouTube? Informationsaustausch über Foren und Communities? Geht das überhaupt?
Weltweiter Wissenstransfer und Informationsaustausch
Die sozialen Medien machen es möglich, dass sich Wissenschaftler über Landesgrenzen hinweg schnell und direkt austauschen können. Neue Kontakte werden leicht geknüpft und Lösungsansätze können gemeinsam und ohne langwierigen Papierkrieg erarbeitet werden. Es gibt natürlich auch Netzwerke, die explizit für eine wissenschaftliche Zielgruppe konzipiert wurden. Beispiele hierfür sind z.B. ResearchGate, Epernicus oder Academia. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erstellen dort ihre Profile, ähnlich wie bei den bekannten sozialen Netzwerken, und können viele Zusatzfunktionen anwenden, die speziell auf die wissenschaftliche Arbeit ausgerichtet sind. Aber auch kommerzielle Social Media Plattformen wie beispielsweise Facebook, Twitter, Skype und Slideshare sowie die Nutzung von Foren führen in den unterschiedlichsten Bereichen zu einer weitläufigen Verknüpfung und einem Austausch von Wissen. Wissenschaftler forschen und recherchieren heutzutage nicht mehr nur in Bibliotheken oder im Labor, sondern ebenso im Internet.
Gehen wir mal davon aus, dass Wissenschaftler A aus Deutschland online über Google nach Keywords zu einem bestimmten Thema sucht. Er landet schließlich bei einem Gespräch in einem wissenschaftlichen Forum, an dem Wissenschaftler B aus Indien rege teilnimmt. Wie sich herausstellt, forscht B auf demselben Gebiet und verfügt über die gleichen Interessen wie A. Es könnte hier relativ einfach zu einem Kontaktaufbau kommen, ohne dass die beiden Wissenschaftler jemals voneinander gehört haben.
Monitoring und Analysen von wissenschaftlichen Gesprächen
Gespräche über wissenschaftliche Themen und Forschungsergebnisse finden selbstverständlich auch in den sozialen Medien statt. Tendenz steigend! Hier finden sich oftmals Meinungen, Gedanken und Ideen von diversen Wissenschaftlern aus den unterschiedlichsten Unternehmen, Universitäten und Hochschulen, die bei der Problemlösung behilflich sein können. Hier zeigt sich auch die größte Stärke von Social Media, durch die Kommunikation und den zügigen Informationsaustausch. Das Monitoring und die Analyse dieser Gespräche können neue Wege und Optionen aufzeigen und verschiedene erfolgversprechende Lösungsansätze in der Forschung und Entwicklung ermöglichen. Auch das Social Recruiting ist hier interessant. Experten und Wissenschaftler können über die sozialen Medien ausfindig gemacht und bei Bedarf für die suchenden Forschungseinrichtungen gewonnen werden.
Bekanntheitssteigerung von Wissenschaft & Forschung
Weltweit gibt es viele Wissenschaftler, die fernab der Öffentlichkeit oder im stillen Kämmerlein arbeiten und denen oft die nötigen Ressourcen zur Forschung fehlen. Abgesehen davon, dass die Forscher sich mit Gleichgesinnten und Wissenshungrigen über soziale Netzwerke austauschen können, bieten diese auch die Möglichkeit, die eigenen Arbeiten schnell und kosteneffezient publik zu machen. Durch Artikel auf dem persönlichen Blog oder der Kommunikation über Wissenschaftsnetzwerke, Twitter, Facebook, YouTube und Co. können Unternehmen, Universitäten oder Investoren auf Forschungsprojekte und -ergebnisse aufmerksam gemacht werden. Und dies führt möglicherweise zu langersehnten und dringend benötigten Forschungsgeldern, die die Fortsetzung der Arbeiten garantieren. Aber auch die Darstellung von Forschungseinrichtungen in der Öffentlichkeit kann durch soziale Netzwerke stark verbessert werden und bieten eine hervorragende Möglichkeit, um z.B. den wissenschaftlichen Nachwuchs anzusprechen. Auf Basis der Bekanntheitssteigerung ist es ebenfalls denkbar und möglich, über Social Media Fundraising und Sponsorenakquise zu betreiben oder sein Forschungsprojekt zu bewerben. Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK), Brot für die Welt und WWF machen es vor. Mit Erfolg!
Quelle: http://www.buergergesellschaft.de
Abläufe und Lerninhalte verbessern
Blickt man auf die Anfänge von Facebook zurück, so erkennt man den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Social Media und Universitäten bzw. Hochschulen. Das junge Social Network von Mark Zuckerberg etablierte sich zunächst vor allem in Studentenkreisen. In Deutschland konnten wir einen ähnlichen Werdegang mit dem StudiVZ erleben. Aber Letztgenanntes ist ja heute mehr oder weniger Geschichte. Über die Unis und Hochschulen verbreitete sich Facebook rasant. Studenten hatten die Möglichkeit, sich zu vernetzen, auszutauschen und wissenschaftliche Arbeiten gemeinsam zu erstellen. Aber auch für Wissenschaftler, Professoren und Dozenten bieten die sozialen Medien neue Chancen und Optionen. Sie können sich ebenfalls untereinander vernetzen, austauschen und Kontakt zu den Studenten, Partnerunternehmen und Förderern halten. Kommunikation kann ohne umständliche Wege und direkt stattfinden. Soziale Netzwerke bringen auch Vorteile in der Lehre. Die Lerninhalte aus Vorlesungen, Skripten und Fachliteratur können zeitnah und kostenlos mit den Studenten online geteilt werden. Das könnte auch zu einer Verbesserung der Organisationsabläufe von Universitäten und Hochschulen beitragen. Denkt man an überfüllte Hörsäle, so kommt auch sofort der Gedanke an Video-Vorlesungen und Webinare mit anschließender Diskussionsrunde z.B. via Twitter, Facebook & Co.
Langfristige Kosteneffizienz
Durch die Verbesserung und Optimierung von Organisation und Kommunikation im zwischenmenschlichen und technischen Bereich können Kosten eingespart werden. Die Nutzung des Social Web kann zu einem raschen Informationsaustausch und Wissenstransfer führen, was sich wiederum erfolgreich auf Forschungsarbeiten und die Lehre auswirken kann. Eine vereinfachte Informationsbeschaffung und -bereitstellung für Studenten, Wissenschaftler und Hochschulen beschleunigt möglicherweise die Ausbildung und Forschung und führt somit langfristig auch zu Kostensenkungen. Fachliteratur und Forschungsergebnisse müssen nicht mehr kostenintensiv und aufwendig ausgedruckt, gebunden und in Bibliotheken ausgestellt werden, sondern können z.B. in Form einer PDF in einem Online-Archiv der Zielgruppe zugänglich gemacht werden. Das erspart besonders den chronisch blanken Studenten und Universitäten viel Geld. Warum die Gastdozenten immer einfliegen lassen, wenn man auch eine Vorlesung oder ein Seminar via Online-Meeting (Webinar) durchführen kann?
Quelle http://www.wissenswerkstatt.net
Social Media in der Wissenschaft – ein Fazit
Schlussendlich bieten die sozialen Medien der Wissenschaft und Forschung vielerlei Möglichkeiten. Doch auch hier gilt, dass die Hochschulen, Forschungsunternehmen und Wissenschaftler nicht orientierungslos agieren, sondern zunächst Bedürfnisse und Ziele formulieren und eine langfristige Social Media Strategie entwickeln. „Probieren geht über Studieren“ ist hier der völlig falsche Ansatz! Haben sich Forscher, Institute oder Universitäten dazu entschlossen, in Social Networks aktiv sein, dann muss ihnen auch bewusst werden, das es viel Zeit und Pflege bedarf. Darüberhinaus gibt es von Fachbereich zu Fachbereich Unterschiede in der Kommunikationsstruktur und den generellen Gegebenheiten.
tobesocial ist der Meinung, dass Wissen etwas Großartiges ist und unbedingt jedem Interessierten in einem bestimmten Rahmen und wenn möglich kostenlos zur Verfügung stehen sollte. Aufgrund der internationalen Vernetzung der Universitäten und Forscher kann jeder sofort erfahren, wann und wo Vorträge, Seminare oder Webinare durchgeführt werden und über die sozialen Medien an der Kommunikation teilhaben. Gerade aufgrund unserer Erfahrungen in der Anwendung von Social Media betrachten wir das Thema nicht durch die rosa-rote Brille. Forschung und Entwicklung kostet die Unternehmen und Institute enorme Summen. Und im Zeitalter der Online-Spionage und Produktpiraterie ist jeder darauf bedacht, seine Forschungsergebnisse und Neuentwicklungen zu schützen. Das ist natürlich völlig verständlich! Jedoch können die sozialen Medien dazu beitragen, die Welt etwas sozialer, transparenter und gebildeter zu machen. Wie groß die Macht des Social Web sein kann, hat mitunter der arabische Frühling gezeigt, der aktuell in Syrien präsenter denn je ist. Aber möglicherweise können die sozialen Medien auch in der Wisschaft dazu beitragen, dass das wissenschaftliche Ego sowie die Gier nach Profit z.B. in Bezug auf die Forschung und Entwicklung von erneuerbaren Energien oder Medikamenten nicht nur schneller, sondern auch gemeinsam und mit vereinten Kräften vonstattengeht. Wissen ist das höchste Gut der Menschheit, und Social Media gibt uns die Chance, die kulturellen, staatlichen und religiösen Barrieren einzureißen und das Wissen mit allen zu teilen.
Wir würden uns freuen, wenn Ihr Eure Gedanken zu diesem Thema in Facebook mit uns austauscht.
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