Die Erwartungen der Politik an Social Media sind hoch: Das interaktive Medium gilt als Wundermittel zur Stärkung der politischen Partizipation und des Engagements. Spätestens seit dem Arabischen Frühling mit den über soziale Netzwerke organisierten Protesten ist klar: Soziale Medien haben eine besondere mobilisierende Kraft und ermöglichen eine vorher undenkbare Kommunikation innerhalb großer Menschenmassen. Auch in Deutschland steigt die Bedeutung von Social Media Marketing in der Politik: Eine Studie von Bitkom zeigt, dass sich 60 % der Deutschen im Internet über politische Themen informieren und sogar 63 % der 18- bis 29-Jährigen sich online aktiv am Wahlkampf beteiligen.

Politik und Social Media – Warum Obama sich ins Weiße Haus twittert und Merkel fürs Streicheln Kritik erntet

Bildquelle: Shutterstock.com

Diese politische Beteiligung im Internet heißt ePartizipation und bringt frischen Wind in die Demokratie! Nie war die Stimme des Einzelnen lauter als im Zeitalter des Web 2.0: In den sozialen Netzwerken zählt nicht mehr, was der Politiker sagt bzw. was von großen Medienhäusern nach außen getragen wird, sondern worüber sich die User unterhalten! Im Folgenden klären wir, welche Bedeutung Social Media für die politische Partizipation spielt und zeigen euch anhand von zwei Beispielen, wie die User von sozialen Netzwerken über Erfolg und Misserfolg von Politikern entscheiden.

Welche Bedeutung hat Social Media im Politikmarketing?

Bei der politischen Partizipation über Social Media stehen Facebook und Twitter an vorderster Stelle. Facebook wird vor allem zur Pflege von Kontakten genutzt und nimmt damit eine wichtige Rolle in der Entstehung und Organisation von sozialen Bewegungen ein. Twitter hat sich dagegen als Nachrichtenmedium etabliert und ermöglicht einen direkten und unkomplizierten Austausch von Informationen in Echtzeit. Diese Eigenschaften der sozialen Netzwerke haben die Koordination von sozialen Bewegungen und politischen Aktionen revolutioniert!

Doch auch für Politiker erfüllt Social Media wichtige Funktionen: Zum einen hilft der Austausch über die Plattformen, die Distanz zwischen Politikern und Bürgern zu verringern und so das politische Interesse zu steigern. Des Weiteren dienen die sozialen Netzwerke als Austauschplattform, die eine für alle zugängliche, öffentliche Diskussion ermöglichen. Nicht zuletzt nutzen Politiker Social Media auch als Kampagneninstrument, um Informationen und ihre eigenen Meinungen zu posten.

Politik und Social Media: Best Case: Obamas‘ Weg ins Weiße Haus

2008 setzte Barack Obama als erster Präsidentschaftskandidat massiv auf Social Media Marketing im Wahlkampf und eroberte mit dem Slogan „Yes we can“ die Herzen und Wählerstimmen der US-Amerikaner. Auch bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2012 stach Obamas Social Media Kommunikation heraus und verhalf ihm zur Wiederwahl. Um aus diesem Best Case zu lernen, haben wir die wichtigsten Erfolgsfaktoren analysiert.

Durch die Kombination von eigenen Plattformen und externen sozialen Netzwerken konnte eine große Reichweite generiert werden. Zudem schaffte es Obamas Social Media Strategie, die Menschen miteinander zu vernetzen und ihnen ein Gefühl von Gemeinschaft als ‚Team Obama‘ zu geben. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das wirkungsvolle Community Management: Obama vertritt eine „bottom up“-Philosophie und konnte durch diese betonte Wertschätzung der Fans und die intensive Interaktion eine Masse von Wählern mobilisieren.

Politik und Social Media: Worst Case: Merkel streichelt

Doch wie sieht es bei den deutschen Politikern aus? Angela Merkel steht seit ihrem #Neuland-Fauxpas exemplarisch für die Unbeholfenheit der Politiker im Social Web und ist zum Lieblingsziel für Spott in sozialen Netzwerken geworden. Zuletzt ging mit #Merkelstreichelt ein weiterer Sturm der Empörung über sie hinweg, nachdem sie bei einem Fernsehauftritt in den Augen einiger User unsensibel mit der Trauer eines Flüchtlingsmädchens umgegangen ist. Die Reaktion der Bundesregierung? Ungeschickt und nicht zeitgemäß. In einem Blogbeitrag wird die Situation beschönigt und jegliche Kritik ignoriert. Als die Web Community diese Darstellung daraufhin angreift, wurde die entsprechende Passage kommentarlos gelöscht. 

Hier fehlt es offensichtlich an Verständnis und Interaktion mit den Usern, auch wenn die Bundesregierung seit neuestem einen eigenen Facebook-Kanal unterhält. Doch die Möglichkeit zur direkten Reaktion wird schon allein dadurch verhindert, dass Frau Merkel selbst keinen Twitter Account hat. Während bei der Social Media Strategie von Obama das Community-Gefühl im Vordergrund steht und seine Fans und Follower so zu überzeugten Unterstützern werden, ist von dieser Wertschätzung bei der Kommunikation der Kanzlerin noch wenig zu finden.

Social Media und Politik – Eine Beziehung zwischen Fluch und Segen

An den Beispielen Merkel und Obama wird schnell deutlich, dass Social Media sowohl Fluch als auch Segen für Politiker sein kann. Ebenso deutlich zeigt sich, dass die deutsche Politik noch großen Nachholbedarf im Social Media Marketing hat! Nur knapp die Hälfte schreibt den Parteien eine gewisse Internetkompetenz zu. Gleichzeitig wünschen sich 73 % mehr direkten Dialog mit Politikern über das Internet. Mit dem Blogger Interview auf Youtube hat Frau Merkel bereits einen für sie großen Schritt in die Welt des Social Web gewagt. Wir sind gespannt, wie ihre Reise durchs Neuland weitergeht!

Als Leser unseres Artikels „Die Bedeutung von Social Media auf das Politikmarketing der Zukunft - Pro und Contra“ könnten euch auch folgende Beiträge in unserem Social Media Blog interessieren:

 

 

Kategorie: