Facebook, YouTube oder Twitter haben unser Kommunikationsverhalten in den letzten Jahren umfassend verändert. Soziale Netzwerke sind tief in unseren Alltag integriert und daraus einfach nicht mehr wegzudenken. Nicht schön, aber ebenso Teil des Lebens sind Verbrechen, Ordnungswidrigkeiten und Regelverstöße, die von der Polizei und entsprechenden Behörden oft mühsam aufgeklärt werden müssen. In den meisten Kriminalfällen ist Zeit ein entscheidender Faktor, weshalb die Ermittlungen häufig unter großen Zeitdruck ablaufen müssen. Schnelligkeit wiederum ist eine zentrale Charaktereigenschaft von Social Media Plattformen. Kann man soziale Netzwerke daher zur Aufklärung von Verbrechen verwenden? Und sollte die Polizei generell viel mehr auf Social Media setzen?
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Diese Fragen stellen sich berechtigterweise sowohl Bürger als auch die Polizei selbst hierzulande. Eine Frage, die auch uns beschäftigt, und im Grunde ein Gedanke, den wir begrüßen: Die flächendeckende Nutzung sozialer Netzwerke, die durch die weite Verbreitung von Smartphones zusätzlich bestärkt wird, kann einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung der Polizeiarbeit leisten. Eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Accenture hat sich dem Thema digitale Verbrechensbekämpfung angenommen und sowohl die Sicht der Polizeibehörden als auch die Perspektive der Bürger untersucht.
Polizei meets Social Media – Was wollen die Bürger?
Die bereits angesprochene Studie von Accenture untersuchte die Verbindung zwischen Social Media und Polizei in acht Ländern (neben Deutschland auch die USA, Singapur, Spanien, Vereinigtes Königreich, Niederlande, Frankreich und Australien). Der Anteil der Polizeibehörden, die digitale Kanäle zum Austausch mit den Bürgern nutzt, hat sich in diesen 8 Staaten seit dem Jahr 2012 mehr als verdoppelt. Wie so oft ist Deutschland dabei nicht gerade Vorreiter in Sachen Kommunikation der Polizeibehörden im Social Web. Dennoch: 80% der befragten Bürger wünschen sich einen digitalen Austausch mit ihren örtlichen Polizeibehörden. Die Polizei in Deutschland kann diesem Wunsch in den Augen der Bürger bislang aber noch nicht genügend nachkommen. Bleibt digitale Verbrechensbekämpfung in Deutschland demnach also Zukunftsmusik?
Unsere Grafik „Social Media und Polizei – Die Sicht der Bürger“ veranschaulicht die Diskrepanz zwischen Polizeipräsenz im Social Web und dem Wunsch der Nutzung durch die Bürger. Bei der Betrachtung dieser Zahlen ist es wichtig zu wissen, dass hier nicht erfasst wurde, wie viele Behörden tatsächlich präsent sind, sondern die Bürger befragt wurden, ob ihre zuständige Behörde den jeweiligen digitalen Kanal nutzt. 20% der Befragten gaben an, dass deren örtliche Polizei Websites und Portale für ihre Arbeit nutzt. Demgegenüber stehen 46%, die sich eine solche Internetpräsenz von ihrer Polizeibehörde wünschen.
Mobile Apps oder Websites fürs Smartphone sind den Befragten nach noch seltener. Gut ein Drittel der Befragten würde jedoch gerne die Möglichkeit nutzen, auch per Smartphone und entsprechenden Anwendungen mit der Polizei zu kommunizieren. Fast genauso fallen die Ergebnisse hinsichtlich des Einsatzes von E-Mails aus. Erfreulich ist, dass soziale Medien wie Facebook oder Twitter laut den Bürgern von 24% der Polizeibehörden genutzt werden. Ganze 42% der Bürger wünschtén sich zudem einen Austausch in Social Networks mit der Polizei.
Akzeptieren deutsche Bürger Social Media zur digitalen Verbrechensbekämpfung?
In Deutschland ist man gegenüber dem Austausch zwischen Zivilgesellschaft und polizeilichen Behörden via Social Media sehr positiv eingestellt. Diese Offenheit der Gesellschaft geht jedoch über die Kommunikation hinaus. So befürworten 85% der Befragten den Einsatz digitaler Ermittlungsmethoden im Einsatz zur Kriminalitätsbekämpfung. Die Vorteile sind klar: Eine hohe Reichweite der Botschaften gepaart mit der hohen Geschwindigkeit der Verbreitung machen Social Networks fast zum idealen Instrument zur Information der Bürger durch die Polizei und zur schnellen Sammlung von Hinweisen.
Über Twitter lassen sich so beispielsweise Informationen in kürzester Zeit an einen sehr großen Personenkreis übermitteln – bei Events und Großveranstaltungen durchaus denkbar und sinnvoll. Auch bei der Personensuche oder zur Generierung wichtiger Zeugenaussagen, wobei vor allem die ersten Stunden entscheidend sind, greift das Prinzip der sozialen Medien. In den USA sind Handyvideos von Bürgern mittlerweile ein wichtiges Aufklärungswerkzeug und liefern nicht selten den entscheidenden Hinweis. Auch deshalb sagen 4 von 5 Deutschen, dass Social Media und Polizei hervorragend zusammenpassen.
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