Mit Freunden in Kontakt bleiben, miteinander schreiben und Erlebnisse teilen. Wer nach dieser kurzen Umschreibung direkt wieder an Facebook denkt, liegt dieses Mal nicht ganz richtig, denn es geht um Second Life. Wer sich nun verwundert an den Kopf greift und kurz überlegen muss, woher man dieses Namen nochmal kennt, muss nicht gezwungenermaßen hinter dem Mond leben. Um das virtuelle zweite Leben ist es nach dem großen Hype im Jahr 2003 sehr leise geworden. Dennoch verzeichnet Linden Lab, die Entwickler und Betreiber von Second Life, rund um die Uhr 35 - 60.000 eingeloggte User. Die Zahl kommt durch die weltweite Verbreitung, die Zeitverschiebung und die insgesamt rund 28 Millionen registrierten Nutzer zustande. Dennoch ist zu bemerken, dass der prognostizierte unaufhaltsame Hype ausgeblieben ist. Einige Unternehmen hatten sich in Second Life versucht, ziehen sich aber fortschreitend wieder zurück. Auch die Nachrichten, dass erneut ein neuer CEO gesucht wird, nachdem bereits ein Drittel der Mitarbeiter entlassen wurde, sorgt nicht für Heiterkeit.

Grafik Second Life virtuelle Welt

Das Social Network Second Life ist eine virtuelle, 3D-animierte Welt, in der sich Menschen von überall treffen können. In dieser Parallelwelt stehen dem User unzählige Möglichkeiten zur Verfügung, um mit anderen Spielern in Kontakt zu treten. Zum Beispiel kann man auf virtuellen Messen echte oder auch fiktive Unternehmen bestaunen, an öffentlichen Diskussionen teilnehmen, Konzerte besuchen, die von teilweise namhaften Künstlern veranstaltet werden, Lesungen lauschen oder an Theaterabenden teilnehmen. So entstanden auch diverse Versuche E-Learning Plattformen zu integrieren, den Erfolg dessen hat die Universität Florida in ihrer Studie von 2008 festgehalten.

Trotz allem sind natürlich spontane Unterhaltungen per Chat oder Voice-Chat jederzeit möglich. Auch kann man sich verschiedenen sozialen Gruppen anschließen, um Gleichgesinnte zu treffen und zu fachsimpeln. Der Beitritt in Interessengruppen in Second Life ist vergleichbar mit anderen sozialen Netzwerken. Facebook hat beispielsweise diese Vernetzung von Gleichgesinnten im Rahmen ihrer Fan Page verwirklicht. Dieses Prinzip besteht auch in Second Life. Auch die Instant Messenger-Funktion unter Freunden und die Spieleangebote laden zum langen Verweilen ein und gleichen sich in der Grundidee sehr. Schlussendlich sollte Second Life (kurz SL) Menschen zusammenbringen, die sich sonst in der Art wohl nie getroffen hätten und es sollen dabei interessante Dialoge entstehen. Natürlich wurde die gewinnbringende Komponente in beiden Fällen nicht vernachlässigt. Von Anfang an wurden in Second Life virtuelle Grundstücke verkauft und Produkte für die Avatare, die Abbildnisse der realen Person, wie Kleidung, Accessoires und Wohneinrichtungen über die interne Währung verkauft. Diese Linden Dollars (Währung in Second Life) können für echtes Geld gekauft, aber auch in echte Währung wieder zurückgetauscht werden.

Mit Hilfe der eingenommenen Linden Dollars, die man durch virtuelle Dienstleistungen erhält, kann man auch im echten Leben seine Miete bezahlen. Das hatte zur Folge, dass einige User ihren echten Job aufgaben, um in Second Life ihre Brötchen zu verdienen. Das lockte natürlich Unternehmen an, die auch den virtuellen Auftritt zur Selbstdarstellung und Umsatzsteigerung suchten. Wie die Unternehmensseiten auf Facebook wurden virtuelle Niederlassungen errichtet, die für jegliche Anliegen der Kunden offene Ohren hatten. Das war der erste Schritt zum direkten Dialog mit den Kunden, in dem man auf sie zu ging und zuhörte, was sie zu sagen hatten. Ebenfalls werden virtuelle Kopien der realen Produkte auf diesem Weg vermarktet, was ermöglicht, dass man den eigenen Avatar zum Beispiel mit den gleichen Markenschuhen ausstattet, wie man sie im realen Leben selbst trägt.

Grafik Dell innerhalb von Second Life

Wie Facebook ist auch Second Life immerzu bemüht, neue gewinnbringende Plugins zu implementieren. Im Gegensatz zu Zuckerbergs Imperium, das sich größtenteils durch Werbung finanziert, setzt Linden Lab weiterhin auf die Premium Accounts und die Erlöse aus dem fiktiven Landflächenverkauf, der aber weiterhin umstritten ist. In den vergangenen drei Jahren stieg die Anzahl der Accounts in Second Life, jedoch nicht die Zahl der aktiven User. Womöglich melden viele User mehrere Charaktere an. Immer mehr Unternehmen ziehen sich aus Second Life zurück und verkaufen ihre Gebäude oder Ländereien. So hat sich die deutsche Post aus dem virtuellen Raum verabschiedet, nachdem die Idee der virtuell gekauften Postkarten, die man in die Wirklichkeit schicken kann, in Second Life immer weniger Anklang fand.

Wie der Computerriese Dell zog sich auch das erste virtuelle Museum der Welt, die staatliche Kunstsammlung Dresden, zurück und spendete ihre Landflächen einer karitativen Organisation. Der Erfolg von Second Life wurde eventuell auch durch den Hype um Facebook etwas gedämmt und verliert sich daher offensichtlich langsam im Sand. Vor allem könnten die Betreiber in naher Zukunft vor einem Finanzierungsproblem stehen, wenn weiter zahlungskräftige Unternehmen ihre Vertretungen im sozialen Netzwerk zurückziehen und auch der Anreiz für die privaten Nutzer dadurch schwindet. Um ein grobes Gefühl für die Nutzerschaft von SL zu bekommen haben wir uns dafür eine Erhebung aus dem Jahr 2008 angeschaut die besagt, dass rund 42% der deutschen User über 40 Jahre alt sind und einen durchschnittlichen Verdienst zwischen zwei und drei Tausend Euro haben. Desweiteren stammen 20% aus Städten mit über einer halben Millionen Einwohner und weitere 17% aus Orten mit 5.000 und 50.000 Bewohnern. Diese Zahlen lassen nur einen vorsichtigen Vergleich zu Facebook zu, dennoch kann man vermuten, dass die Zielgruppe Mark Zuckerbergs im Durchschnitt etwas jünger sein dürfte.

Grafik Treffen und Kommunikation im Second Life

Die sozialen Netzwerke stehen allgemein vor dem Druck, trotz hoher Ausgaben für die nötige Infrastruktur schwarze Zahlen schreiben zu müssen. Davon sind Facebook und Second Life gleichermaßen betroffen. Wie sich diese Problematik in Zukunft lösen lässt und welche neuen Start-Ups innovative Ansätze voranbringen werden wir mit Spannung verfolgen.

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