2011 ist ein Jahr ohne Fußball-Weltmeisterschaft. Dennoch bestreiten die Nationalmannschaften in diesem Jahr Qualifikationsspiele für kontinentale Wettbewerbe oder messen sich in sog. „friendly games“ gegeneinander. Wer das derzeit beste Team des Planeten ist, zeigt die offizielle FIFA Weltrangliste. Aber ist der Krösus der Rangliste auch gleichzeitig der beste im Social Media Marketing?

Auf der sog. „FanPageList“ findet man das stets aktuelle Ranking Top FIFA World Cup Teams on Facebook. Es ist also das Pendant zur FIFA Weltrangliste und stellt die – wenn man so will – besten Social Football Associations tabellarisch dar.

Anhand der nackten Anzahl an Facebook-Fans lässt sich selbstverständlich nicht die Qualität des Einsatzes von Social Media seitens der nationalen Fußballverbände, denen die World Cup Teams untergeordnet sind, feststellen. Im Anbetracht der Tatsache, dass Fußball die Sportart Nummer 1 auf der Welt ist, verwundern aber die vergleichsweise geringen Zahlen an „likes“. Ein Beispiel: Der FC Barcelona, einer der beliebtesten Fußballclubs der Welt, hat auf Facebook sage und schreibe 12.039.967 Fans. Im Vergleich zur englischen Nationalmannschaft, dem Spitzenreiter der TOP FIFA World Cup Teams on Facebook, hat Barca ca. 13,4x mehr Anhänger. Anders formuliert:

FC Barcelona vs. England         12.039.967 : 897.975

Grafik Facebook Auftritt FC Barcelona

Dennoch bleibt die Vermutung im Raume stehen, dass die Nationalmannschaften ihr Potential nicht abrufen. Nimmt man die Anzahl der „likes“ der beiden Letztplatzierten dieses Rankings, so kommen Ghana und die Niederlande nicht mal auf so viele Facebook-Anhänger wie Labello Deutschland (73.339 „likes“).

Grafik Labello Deutschland Facebook

 

Ein „Lippenstift“ hat demnach also mehr Anhänger als zwei erfolgreiche Fußballnationalteams zusammen. Wer hätte das gedacht? Weiterhin bleibt festzuhalten, dass sich unter den TOP 20 gerade mal 9 europäische Teams befinden, dafür aber 6 aus Süd- bzw. Mittelamerika und je 2 aus Afrika und Übersee. Behält man im Hinterkopf, dass in den hoch industrielaisierten westlichen Staaten – unter Nichtberücksichtigung der asiatischen Tigerstaaten – die Quote der Internetanschlüsse und Computer pro Einwohner höher ist als in der restlichen Welt, dann ist dieses Ergebnis sehr erstaunlich.

Grafik Top 20 Weltkup Teams Facebook

Bei genauerer Betrachtung der Facebook-Weltrangliste fällt auf, dass viele kleine Fußballnationen unter den TOP 20 zu finden sind. Nehmen wir Neuseeland als Beispiel. Der Inselstaat hat etwa 4,4 Mio. Einwohner, liegt in der offiziellen FIFA-Tabelle auf Platz 56 und hat auf Facebook 163.386 Fans. Folglich erreicht die offizielle Fanpage des neuseeländischen Fußballverbands 3,72% der Einwohner. Diese Prozentzahl erscheint relativ gering. Bedenkt man aber, dass Fußball in Neuseeland nicht die Sportart Nummer 1 ist und vergleicht man anschließend den prozentualen Anteil der Fans an der jeweilige Bevölkerung der anderen TOP 20 Teams, dann staunt man nicht schlecht. Im direkten Vergleich zur FIFA-Weltrangliste steigt Neuseeland in der Facebook-Tabelle um 43 Plätze nach oben auf den 13.Rang.

Grafik Facebook vs Fifa Ranking

Ein Großteil der europäischen Spitzenteams fällt im Vergleich zwischen FIFA- und Facebook-Ranking ab. Die Niederländer verlieren gar 18 Plätze, die Portugiesen 9 und die Deutschen rutschen auch um 5 Plätze ab. Neben Neuseeland (+43) zählen Südafrika (+31), Mexico (+25) und Honduras (+22) zu den Aufsteigern in diesem tabellarischen Vergleich. Allesamt Nationen, die im Fußball nicht unbedingt zum Favoritenkreis zählen. In der Kategorie Social Media scheinen sie aber der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein. Auch Uruguay hat den Erfolg der vergangenen Weltmeisterschaft in ein erfolgreiches Social Media Marketing umgemünzt. 4,24% der Urus verfolgen ihre Nationalmannschaft über Facebook. Die Slowenen (3,06%) und Chilenen (2,97%) haben den Zahlen nach ebenfalls großes Interesse an ihren Teams.

Bleibt die Frage offen, warum die fußballverrückten Staaten wie Spanien, Italien, Brasilien oder Deutschland bei diesem Vergleich so schwach abschneiden. Liegt es an der qualitativ minderwertigen Fanpage? Haben Slowenen, Chilenen oder Neuseeländer einen größeren Nationalstolz als die amerikanischen, niederländischen oder ghanaischen Fußballfans? Es ist schwer zu sagen. Bemerkenswert ist auf jeden Fall, dass mit Ghana eine schwarzafrikanische Nationalmannschaft unter den TOP 20 zu finden ist und immerhin mehr Facebook-Fans aufweisen kann als das Team Oranje.

Grafik Facebook Page Urguguay

Nun ein kurzer Trip ins Land der Spekulation: Die Nationalmannschaft Uruguays erreicht also etwas mehr als 4% der eigenen Bevölkerung über Facebook und informiert dort über Geschehnisse auf und neben dem Platz. Bei weiterem Ausbau der Social Media Aktivitäten über Facebook, Twitter, Youtube und allen weiteren Kanälen scheinen die 5% nicht in allzu weiter Ferne zu liegen. Nehmen wir also an, der Fußball ist in den übrigen TOP 20 Ländern eine sehr beliebte Sportart und erreicht über Facebook eine große Anhängerschar, so wäre auch in den übrigen Nationen die 5%-Hürde kein unerreichbares Ziel. Wie sähe also dann das zu erwartende Fanpotential aus?

Grafik Fanpotenzial auf Facebook

(* unter der Annahme, dass 5% der jeweiligen Landesbevölkerung als fußballinteressiert charakterisiert werden)

Es lässt sich also das Fazit ziehen, dass die Facebook-Aktivitäten und somit höchstwahrscheinlich auch alle weiteren Social Media Kampagnen und Strategien seitens der für die Nationalmannschaften verantwortlichen Fußballverbände mit wenigen Ausnahmen weitestgehend brachliegen. Das Potential der sozialen Medien wurde entweder noch nicht erkannt oder gar vernachlässigt. Eine liegen gelassene Chance zur Kommunikation und Bindung der eigenen Fans? Gibt es also keine Social Football Association?

Wenn sie mehr über die Möglichkeiten von Social Media und Sport oder der Anwendung in der Sportbranche erfahren möchten, dann kontaktieren sie die Agentur tobesocial.

Kategorie: