Die Olympischen Sommerspiele 2012 in London waren die ersten sog. „Social Games“. Auch bei den Winterspielen 2014 im russischen Sotschi werden sich die Athleten wieder die Finger wund tweeten und posten. Als der Brite Tim Berners-Lee – eine IT-Legende und Miterfinder des World Wide Webs – während der Eröffnungsfeier von London 2012 einen Tweet um die Welt schickte, war der Grundstein für die Social Games gelegt.
Die Spiele konnten also beginnen, und zwar nicht nur im Olympiastadion, sondern auch in den Sozialen Netzwerken. Zwei Jahre später ist die Begeisterung der Olympioniken für Facebook, Twitter und Co. noch größer geworden. Sotschi 2014 wird die Social Media Plattformen in allen Formen und Farben beschäftigen, Unternehmen werden das Thema aufgreifen und die Fans werden im Social Web ihren Frust und ihre Begeisterung ausdrücken. Diese Umstände bleiben natürlich auch dem Internationalen Olympischen Commitee (IOC) nicht verborgen. So findet man auf dessen Website die offiziellen „Social Media, Blogging and Internet Guidelines“ für alle Athleten und akkreditierten Personen, aber auch für die Medien. Wir werfen für euch einen genauen Blick auf die Social Media Guidelines des IOC und schauen uns auch ein paar erfolgreiche Social Media Auftritte der Athleten an.
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#Sotschi2014: Social Media Guidelines des IOC
Wenn man ein Motto für die gesamten Social Media Guidelines des IOC über Soziale Netzwerke, Blogging und Internetauftritte im Allgemeinen formulieren wollte, könnte es so etwa sein wie: „Postet so viel ihr wollt, aber verdrängt bloß nicht die taditionellen Medien.“ Zwar ermuntern die Social Media Guidelines vom IOC direkt im ersten Satz alle Athleten und akkreditierte Personen dazu, ein aktiver Teil der Social Games #Sotschi2014 zu werden, aber nur unter teilweise strengen Restriktionen.
Neben dem Befolgen der Olympic Charter, die Respekt fordert und Diskriminierungen sowie Diffamierungen aller Art ausschließt, sollen die Athleten unter keinen Umständen die Rolle der klassischen Medienberichterstattung – also TV, Radio und Print – einnehmen. Diesen Aspekt nennen die olympischen Social Media Guidelines sogar wortwörtlich und beschränken die Beiträge der Sportler auf tagebuchähnliche, persönliche Erfahrungen. Fotos dürfen hochgeladen werden. Videos von Events, Wettbewerben oder anderen Ereignissen rund um die Sportstätten hingegen nicht.
Social Games: Traditionelle Medien vs. Social Media?
All diese Vorschriften in den Social Media Guidelines für die Olympischen Spiele in Sotschi dienen dem Schutz der traditionellen Medienberichterstattung, eine der wichtigsten Einnahmequellen des IOC. Die berichtenden Medien haben ein großes Interesse daran, exklusive Informationen zu senden. Während die Social Media Aktivitäten der Olympioniken den Fernsehsendern aufgrund der exklusiven Live-Rechte sowie der strengen Posting-Richtlinien des IOC wohl nur wenig gefährlich werden können, ist bei Newsportalen und Online-Zeitungen die Angst schon deutlich größer. Diese befürchten, dass sie mit ihrer Berichterstattung von den olympischen Wettbewerben ins Abseits geraten könnten, wenn sich die interessierten Olympia-Fans die Informationen direkt bei den Sportlern holen könnten.
Die Social Media Guidelines für #Sotschi2014 verbieten zudem die Kommerzialisierung von Social Media Inhalten, die während der die Olympischen Winterspiele erstellt werden. Auch diese Vorschrfit dient dem Schutz der Einnahmen des IOC und dessen Sponsoren. Den Sportlern und akkreditierten Personen ist ausdrücklich untersagt, ihre Social Media Aktivitäten während der Olympischen Spiele in Verbindung zu Sponsoren oder Werbung zu setzen. Die Umsetzung dieser Vorschrift dürfte schwierig sein, da diese Inhalte auch bei Sportlern mittlerweile Teil einer Social Media Strategie sind, die der Bekanntheit und der Fanbindung dient, was sich letztendlich monetär in Sponsorengeldern oder Fanartikeln umsetzt.
Das IOC schränkt mit den Social Media Guidelines für #Sotschi2014 die Sportler also teilweise stark ein, aber das muss es auch aufgrund der Sponsoren und Massenmedien. Für die Fans gelten übrigens ähnliche Einschränkungen unter Punkt 17 der Ticket-AGBs, die ebenfalls eine Kommerzialisierung strikt ausschließen und das Veröffentlichen von Videos in Sozialen Netzwerken wie Facebook, YouTube & Co. verbieten.
Russlands Präsident Vladimir Putin wird die teilweise sehr strengen Social Media Guidelines des IOC ebenfalls sehr begrüßen, schließlich sind es doch „seine“ Olympischen Spiele. Je weniger die Olympioniken posten und tweeten, desto niedriger ist auch das Risiko, dass negative Äußerungen seitens der Sportler darunter sind. Allerdings bleibt abzuwarten, ob und inwieweit sich die Olympiateilnehmer überhaupt zu Putins rigoroser Politik gegenüber Minderheiten und über die Verletzung der Menschenrechte äußern werden. Aber das ist ein anderes Thema.
Erfolgreiche Athleten und Sportorganisationen auf der Social Media Piste
Auf der Facebook Fanpage von Felix Neureuther ist längst alles auf Olympia gepolt. Das Titelbild stammt von einem (wahrscheinlich noch sehr kleinen) Fan. Der beste deutsche Alpinskifahrer postete in den Tagen vor seiner Reise nach #Sotschi2014 noch aus der Heimat und grüßte in einem witzigen Video schonmal die Sportler, die bereits nach Russland gereist waren. Felix Neureuther hat mittlerweile deutlich über 243.000 Facebook-Fans (Stand: 07.02.14), was sicher an seinem derzeitigen sportlichen Erfolg liegt. Zum anderen ist Felix Neureuther sehr aktiv, bietet exklusive Einblicke in sein Leben zwischen den Wettbewerben und liefert sich immer wieder ein paar lustige, verbale Duelle mit seinem Freund und Konkurrenten Marcel Hirscher. Seine Social Media Strategie geht auf und er trifft mit seinen Beiträgen den Zeitgeist sowie den Nerv der Fans.
Quelle: facebook.com/FelixNeureutherFansite
Das Olympia-Team der USA hat für die Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 einen eigenen Twitter-Account angelegt. Aktuell verfolgen 446.000 Follower die US-amerikanischen Olympioniken. Doch nicht nur die Ergebnisse werden hier verbreitet. Das Olympia-Team aus den USA twittert exklusive Fotos rund um die Sportveranstaltungen, zeigt Sportler bei der Vorbereitung oder die Betreuer beim Mitfiebern. Zudem werden die Tweets der einzelnen Sportler des US-Teams retweetet. Insgesamt wird eine gute Mischung aus sinnvollen Informationen, exklusiven Inhalten und persönlichen Erfahrungen erreicht. Es existieren auch Twitter-Listen, die die Tweets aller US-Sportler oder auch aller Sportler insgesamt zusammenfassen.
Quelle: twitter.com/USOlympic
Auch das Organisationskomitee der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi selbst ist natürlich in den Sozialen Netzwerken aktiv. Neben einer Website, einem Twitter-Profil, Youtube-Kanal und einer Facebook Fanpage, lohnt sich hier vor allem ein Blick auf die Präsenz bei Google+. Ähnlich wie auf der Facebook Fanpage erhält man hier auf einer schön gestalteten Seite alle wichtigen Informationen und Hintergründe, von den letzten Wegen der olympischen Fackel bis hin zu den ersten Wettkämpfen. Die Veranstalter versuchen vor allem mit beeindruckenden Bildern zu punkten und schaffen es, ihre eigene Begeisterung für die Winterspiele zu transportieren.
Quelle: google.com/+sochi2014
Fazit: Wie social ist #Sotschi2014?
Wir als Sportfreunde und erwartungsfrohe Zuschauer der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi können uns auf jeden Fall auf viele Postings, Tweets und Kommentare unserer Athleten freuen. Diese werden aber nicht so „social“ ausfallen, wie sie sein könnten. Das IOC ruft die Olympioniken und akkreditierten Personen zwar auf, aktiv an den Social Games teilzunehmen, schrenkt deren Handlungsweise in den Sozialen Netzwerken durch strenge Social Media Guidelines aber auch deutlich ein. #Sotschi2014 hat also aus Social Media-Sicht die sprichwörtlichen zwei Seiten einer Medaille.
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