Früher sah die Jobsuche so aus: Man schlug die Zeitung auf und kringelte die passenden Jobs mit einem bunten Stift an. Heute sind Social Media Plattformen wie LinkedIn, XING oder Facebook neben Online-Jobportalen die wichtigsten Kanäle für die Jobsuche auf der einen und Personalmarketing sowie Employer Branding auf der anderen Seite. Die Jobangebote und Jobnachfrage haben sich ins Social Web verlagert. Und das mit gutem Grund: hier bekommen die Jobinteressierten nicht nur die Stellenanzeige mit der Jobbeschreibung zu sehen, sondern können sich gleichzeitig über die Firmenprofile und verlinkten Webseiten über den potenziellen Arbeitgeber sowie deren Mitarbeiter informieren und direkt austauschen. Und auch die Arbeitgeber haben etwas davon, denn sie können sich über die persönlichen Profile ein erstes Bild von den Bewerbern verschaffen und gewisse Eigenschaften schon vor einem Face-to-Face-Termin einschätzen.
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Die aktuellen Trends im Social Media Recruiting untersucht die Job Seeker Nation Study 2014 von Jobvite. Leider beziehen sich die Ergebnisse auf die USA, wo Twitter mehr Bedeutung hat als hierzulande und LinkedIn quasi konkurrenzlos als größtes Business Netzwerk existiert. Dennoch lassen sich die Ergebnisse als eine Art Blick in die Zukunft für das Personalmarketing in Deutschland sehen, schließlich sind uns die US-Amerikaner in puncto Social Media Marketing meist den einen oder anderen Schritt voraus.
Social Media Recruiting – Jünger, wohlhabender und weiblicher
In der Studie von Jobvite wird auch der normale Arbeitsmarkt der USA untersucht, was für uns aber weniger interessant ist. Der Vergleich zu den „Social Job Seekers“, also zu denjenigen, die sich in Social Media Plattformen nach Arbeitsstellen umsehen, lohnt sich aber allemal. In der Grafik „Demographie der Social Media Job Seeker“ könnt ihr sehen, dass die Jobsuchenden in Social Networks etwas jünger sind als der Durchschnitt aller Arbeitssuchenden.
Die Studie zeigt, dass das Einkommen der Social Job Seeker im Vergleich zu allen Jobsuchenden etwas höher ist. Gravierend ist der Unterschied beim Geschlecht. Unter allen Jobsuchenden befinden sich 60% Männer und 40% Frauen, bei den Social Job Seekers ist das Verhältnis 70 zu 30 – für die Frauen. Und auch in Sachen Ausbildung gibt es Unterschiede, denn die Jobsuche via Social Media scheint für Menschen mit einem abgeschlossenen Studium sehr interessant zu sein.
In welchen Social Media Plattformen sind die Recruiter und Jobsuchenden aktiv?
Natürlich gibt die Studie auch Aufschluss darüber, welches Social Network als „Arbeitsmarkt“ am besten funktioniert bzw. am beliebtesten ist. In dieser Frage aber sind sich die Social Media Recruiter und die Job Seeker nicht einig. Während Employer Branding und Personalmarketing vor allem in LinkedIn aktiv betrieben werden, suchen die meisten Social Job Seeker in Facebook nach feien Stellen und interessanten Jobangeboten. Das zeigt unsere Grafik „Welche Social Networks werden beim Recruiting genutzt?“.
In Deutschland würde sicherlich XING eine große Rolle spielen, da es hierzulande neben LinkedIn das meistgenutzte Business Netzwerk ist. Für die Arbeitssuchenden aber bietet es sich in vielen Fällen an, den Kontakt nicht über Facebook herzustellen. Oftmals sind die Facebook Profile nicht gerade von einer hohen Professionalität geprägt, sondern eher von Partybildern, Ausflügen mit Freunden oder ähnlichem. Und das kann die Recruiter schon vor einem Gespräch davon abbringen, jemanden einzustellen.
In unserer Grafik „Social Media Profile als moderne Visitenkarten“ ist klar zu erkennen, dass fast alle Personalmarketer die Social Media Profile ihrer Bewerber anschauen (93%) und knapp die Hälfte von ihnen darauf basierend schon Personalentscheidungen getroffen hat (42%). Wenig verwunderlich, dass die Social Media Jobseeker darauf reagieren und unter anderem ihre Privatsphäreneinstellungen anpassen (46%), gewisse Inhalte löschen (17%), Markierungen von Fotos löschen (12%) oder allgemein etwas an ihrem Auftritt im Social Web verändern (40%). Fast jeder fünfte Arbeitssuchende greift sogar zu drastischen Mitteln und löscht sein gesamtes Profil (17%).
Fazit
Die Ergebnisse der „Job Seeker Nation Study 2014“ aus den USA sind sicherlich nicht zu 100% auf den deutschen Arbeitsmarkt übertragbar. Zum einen spielt bei uns das Professional Network XING noch eine weitaus größere Rolle als LinkedIn, zum anderen ist davon auszugehen, dass wir Deutschen wohl deutlich konservativer an die Jobsuche herangehen als die US-Amerikaner. Laut der Studie haben 76% der Social Job Seeker in den USA ihre aktuelle Arbeitsstelle über Facebook gefunden. Das scheint in Deutschland noch Lichtjahre entfernt – aber in Zukunft nicht unmöglich – zu sein.
Als Trendprognose ist die Studie über das Social Media Personalmarketing aber auf jeden Fall sehr interessant. Es zeigt sich zum einen, dass Facebook ebenso für professionelle Zwecke geeignet ist, die Business Netzwerke wie XING und LinkedIn aber dennoch ihre Berechtigung haben. Und ein weiterer Trend ist offensichtlich: die Leute, die einen Job suchen, haben die Wichtigkeit ihres Social Media Profils als moderne Visitenkarte erkannt und fangen an, sie aufzuräumen.
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