Immer mehr Unternehmen erkennen die Möglichkeiten der sozialen Medien und möchten diese für ihr Recruiting nutzen. Dennoch wird Social Media Marketing noch unterschätzt. Viele Arbeitgeber und Personalentscheider befinden sich auf dem Holzweg, wenn sie glauben, dass Social Media kostenlos sei und man kein fachliches Knowhow und keine qualifizierten Mitarbeiter für eine hochwertige Umsetzung benötige.
Es gibt einen einfachen Vergleich: Würden Unternehmen das neue Firmengebäude auch von einem Praktikanten planen, gestalten und bauen lassen? Im Social Marketing wie im Social Recruiting werden viele Fehler gemacht und oftmals lange Zeit nicht erkannt und behoben. Oft erscheint der Stein der Erkenntnis spät, sehr spät. tobesocial möchte an dieser Stelle auf einige wichtige Fehlerquellen hinweisen und mit fragwürdigen Mythen aufräumen.
Hier finden Sie die 8 landläufigsten Fehler, die häufig beim Recruiting von neuen Mitarbeitern im Bereich Social Marketing begangen werden sowie kurze Erklärungen, wie diese Irrtümer vermieden werden können.
1. Mangelnde Erfahrungen und Qualifikationen im Marketing
Als „Social Media Experte“ wird häufig ein Digital Native bezeichnet, also z.B. ein Mittzwanziger mit tausenden Fans, Followern, Abonnenten oder Lesern in den sozialen Medien wie z.B. Facebook, YouTube, Twitter, Blogs oder Foren. Natürlich ist es von Vorteil, wenn jemand Social Media lebt und sich darin auskennt wie in seiner Westentasche. Diese Eigenschaft ist allerdings nicht gleichzusetzen mit einem einschlägigen Marketingwissen, welches erforderlich ist, um eine ganzheitliche und erfolgsversprechende Social Media Strategie zu entwickeln und umzusetzen. Social Marketing hat sich mittlerweile im klassischen Marketingmix der (meisten) Unternehmen etabliert oder befindet sich zumindest aktuell in der Planung bzw. im Aufbau. Damit es auch effektiv in die Gesamtstrategie eines Unternehmens integriert werden kann, bedarf es einem fundierten Wissen aus den unterschiedlichsten Bereichen, z.B. Marketing, Online Marketing, PR etc.
2. Praktikanten als kostengünstige Notlösung
Aufgrund der Tatsache, dass sich Social Marketing in Deutschland noch immer in der Entwicklungsphase befindet und sich viele Unternehmen noch nicht ausgiebig mit dem Thema auseinandergesetzt haben, werden oftmals Praktikanten eingesetzt. Diesen Trugschluss haben wir eingangs bereits hervorgehoben. Es sei noch einmal erwähnt, dass Social Media eine neuartige Form des Marketings und ein wichtiger Bestandteil des modernen Marketing-Mix ist. Dennoch stellt man monatsweise schlechtbezahlte und häufig unqualifizierte Praktikanten ein, um diese mit Social Media Marketing zu beauftragen. Der einzige Arbeitsauftrag vom Vorgesetzten lautet meistens nur: „Mach mal!“ Dieser verheerende Fehler ist genauso schwerwiegend wie der Mythos, Social Marketing mitsamt all den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter, YouTube & Co. sei kostenlos.
3. Social Media ist kostenlos
Neben der Mär vom kostenlosen Social Web existiert vielerorts die Meinung, dass es ausreichen würde, eine Facebook Fanpage oder einen Twitter Account anzulegen und alle paar Wochen mal einen Inhalt zu posten. In YouTube werden z.B. einfach die Werbespots, die speziell für das Fernsehen produziert wurden, oder die alten Image- und Produktvideos aus den 1990ern hochgeladen. Eine ähnliche Situation gab es damals schon mit den Homepages, die zunächst auch kein Unternehmen haben wollte, ebenso das E-Mail-Marketing oder die Suchmaschinenoptimierung (SEO & SEA). Heute existieren in vielen mittelständischen oder großen Betrieben eigene Abteilungen oder zumindest eigene Mitarbeiter für die o.g. Bereiche.
Natürlich muss man abwägen, wie groß das Unternehmen ist, in welcher Branche es beheimatet ist und ob es Sinn macht, einen neuen Mitarbeiter für Social Marketing einzustellen. Möglichweise ist es günstiger und effektiver, je nach Bedarf eine Social Media Agentur damit zu beauftragen, um z.B. eine Kommunikationskampagne in den sozialen Medien zu entwickeln und zu realisieren oder um bestehende Marketingmitarbeiter zu schulen. Unternehmen müssen ebenfalls beachten, dass zwar die Nutzung der (meisten) sozialen Plattformen kostenlos ist, nicht aber das qualifizierte Personal und die Zeit, die investiert werden müssen.
4. Der richtige Mitarbeiter im eigenen Hause
Nicht jedes Unternehmen verfügt über qualifizierte Mitarbeiter, die zum einen branchenaffin sind und zum anderen über ein fundiertes Wissen im Bereich Marketing und Social Media verfügen. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen sowie Firmen aus Nischenmärkten stoßen hier an ihre Grenzen. Meistens stehen nicht die ausreichenden Kapazitäten zur Verfügung, um z.B. einen Social Media Manager einzustellen und zu finanzieren. Hier muss folglich versucht werden, einen Mitarbeiter ausfindig zu machen, der quasi eine gesunde Mischung verkörpert und das Unternehmen in mehrerer Hinsicht unterstützen kann. Weiterhin besteht die Möglichkeit, den oder die Arbeitnehmer in punkto Branche, Dienstleistung und Produkte oder in der Anwendung der sozialen Medien als Marketing- und Serviceinstrument zu schulen. Der Mitarbeiter sollte aber definitiv eine Affinität zum Web 2.0 mitbringen.
5. Social Media – komme, was wolle!
Viele Unternehmen möchten einzig und allein eine Position für Social Marketing schaffen, nur um mit dem Strom zu schwimmen und weil Social Media gerade im Trend ist. Aber intern ist oft gar nicht geklärt und analysiert, wie man sich strategisch in den sozialen Medien positionieren möchte. Es ist definitiv so, dass Social Marketing eine immer wichtigere Rolle im Marketingmix einnimmt. Dennoch sollte ein Unternehmen nicht ins kalte Wasser springen und kopflos Social Media Profile anlegen. Vorher gilt es, einige wichtige Fragen zu klären, z.B. ob das Unternehmen wirklich bereit ist, aktiv in die sozialen Medien aufzutreten und ob Social Marketing tatsächlich für den Marketingmix benötigt wird. Was soll mithilfe von Social Media erreicht werden, was sind die genauen Ziele? Stehen ausreichend personelle Kapazitäten zur Verfügung oder macht es möglicherweise mehr Sinn, langfristig mit einer Social Media Agentur zusammen zu arbeiten? Für welche Bereiche sollen die sozialen Medien eingesetzt und genutzt werden, z.B. Vertrieb, Service, Recruiting?
6. Passive Mitarbeitersuche über Stellenausschreibungen
Oftmals existiert der Trugschluss, dass es ausreichen würde, in Jobportalen und über Newsletter, mit einem Post in Facebook oder einer Anzeige in Xing eine neue Stelle, z.B. als Social Media Manager, auszuschreiben. Ähnlich wie in einigen anderen Bereichen besteht auch auf dem Gebiet von Social Media ein Mangel an Fachkräften. In solchen Fällen gilt es, den aktiven Part zu übernehmen und aus der Rolle des simplen Verfassens und Veröffentlichens von Stellenausschreibungen sowie des Abwartens auf hoffentlich interessante und qualifizierte Bewerber aus der Flut von Bewerbungen herauszutreten.
Nutzen Sie neben den gängigen Social Media Plattformen und Business Netzwerken auch branchenspezifische Communities und analysieren Sie, ob sich dort geeignete Kandidaten aufhalten. Falls eine unternehmenseigene B2B oder B2C Community existiert, könnte es die Personalsuche vereinfachen. Ein weiteres nützliches Hilfsmittel für Social Recruiting ist das Online Monitoring. Hierüber können qualifizierte Fachkräfte ausfindig gemacht und direkt angesprochen werden, bevor die Konkurrenz auf sie aufmerksam wird und einstellt.
7. Gutes Personal für Social Media gibt’s wie Sand am Meer
Ein Großteil der Personalentscheidungen ist subjektiv. Häufig entscheiden ein äußeres Erscheinungsbild und ein selbstsicheres Auftreten in Vorstellungsgesprächen oder das allzeit bewährte Vitamin B über Zusage und Absage. Bei größeren Unternehmen werden auch gern Assessment Center und Bewerbungstests eingesetzt, um die Spreu vom Weizen zu trennen sowie um die Fähigkeiten und Kenntnisse der Teilnehmer zu messen. Natürlich fallen bei derartigen Auswahlverfahren auch viele potenziell geeignete Kandidaten raus.
Unternehmen sollten sich dem Zeitalter des Web 2.0 anpassen und bei der Personalsuche für eine Stelle im Bereich Social Media ein besonderes Augenmerk auf Kreativität, Kommunikationsstärke, Menschenkenntnis, Charakterstärke und soziales Verhalten neben der Qualifikation und Berufserfahrung legen. Community Manager oder Social Media Manager benötigen ein enormes Maß an Verständnis für die sozialen Medien und die Menschen, die dort kommunizieren.
8. Selbsternannte Social Media Gurus und Experten
Ein selbsternannter „Social Media Guru“ ist zumeist ein redegewandtes und selbstverliebtes Individuum, als Typ vergleichbar mit einem Autoverkäufer oder Marktschreier, der zwar weder in der Branche zuhause ist, noch über die nötigen Erfahrungen verfügt, sich aber dennoch als Kenner der Szene ausgibt. Unternehmen sollten sich von solchen Personen nicht täuschen lassen und jene stattdessen vorsichtig, aber zielgerichtet hinterfragen. Sie schimpfen sich oft als Social Media Berater, Experte oder Coach.
Wir kennen diese Scharlatane und Abzocker auch aus vielen anderen Bereichen des alltäglichen Lebens. Diese versprechen den gutgläubigen Kunden oftmals das Blaue vom Himmel und bieten überteuerte Dienste und Schulungen an, die für das Unternehmen keinen Sinn oder Mehrwert ergeben. Social Media wird nicht selten als Wunderwaffe und Allheilmittel angepriesen, obwohl es, wie schon mehrfach erwähnt, lediglich als wichtiger Bestandteil des Marketingmix angesehen und in die Geschäftsprozesse integriert werden muss.
Social Media, so besagt schon der Name, lebt von einem sozialen Miteinander. Diesen Aspekt sollten Sie auch beachten, wenn Ihr Unternehmen Social Recruiting betreiben möchte oder einen neuen Mitarbeiter für den Bereich Social Media Marketing sucht. Letztlich ist das Prinzip recht simpel, handeln Sie einfach nach folgendem Motto:
„To be or not be social? Das ist nicht die Frage, sondern eher: how tobesocial?“