China, das Reich der Mitte, hat rund 1,34 Milliarden Einwohner und befindet sich seit vielen Jahren in einem nicht enden wollenden Aufschwung. Nicht nur wirtschaftlich geht es Berg auf, auch die Bevölkerung profitiert vom Wachstum Chinas. Der Lebensstandard hebt sich zunehmend und so kommen auch neue Bedürfnisse auf, die erfüllt werden möchten. Dennoch steht die Volksrepublik immer wieder in der Kritik, da aus Sicht des Westens die Menschenrechte wie z.B. die Meinungs- und Pressefreiheit doch immer wieder missachtet werden. So schien die Sperrung von Facebook in China als einzige Lösung, um die Verbindung von inländischen Aufständischen mit dem Rest der Welt zu verhindern, da eine Kontrolle des gesamten Netzwerkes eine unmöglich erscheinende Aufgabe darstellt. Doch wie die Menschen in der westlichen Welt entwickelten auch die Chinesen den Drang sich online zu vernetzen. So entstanden diverse Klon-Plattformen, die dieses Bedürfnis befriedigen sollen. 

Grafik Social Networks und Zensur in China

Facebook China alias Renren

Das führende soziale Netzwerk in China heißt Renren, was übersetzt so viel heißt wie „Netzwerk für alle“. Renren starte als Facebook-Klon und sprang auf den großen Erfolg der Social Media Welle auf. Das war im Jahr 2005. Im Jahr 2011 hatte es schon knapp 160 Millionen Mitglieder, Tendenz steigend. Wie in der Einleitung schon erwähnt, wird Facebook kategorisch abgeblockt und man erhält innerhalb Chinas unter der URL facebook.com nur klassische 404 Fehlermeldungen. Dass westliche Plattformen auf den Markt des goldenen Drachen expandieren wollen, scheint klar zu sein. Grob die Hälfte der chinesischen Bevölkerung ist in sozialen Netzwerken aktiv, das sind 513 Millionen Menschen. Und alle diese genutzten Netzwerke sind chinesischer Abstammung, also ein kategorischer Ausschluss von unerwünschten Mitkonkurrenten. Während die chinesische Regierung versucht ihre Branche zu schützen und es somit für fremde Anbieter fast unmöglich macht Fuß zu fassen, gehen manche Konsumenten über eine VPN Verbindung ins Netz und haben somit Zugang zu westlichen Kanälen wie Facebook. Aber diese Zahl ist im Vergleich zum Gesamtvolumen gesehen, eine sehr geringe. 

Grafik Revolution sozialer Netzwerke in China

 Twitter China alias Sina Weibo

Kurz beschrieben ist Sina Weibo das chinesische Pendant zu Twitter. Also eine kurzsprachige Informationsplattform, die aber schon doppelt so viele Nutzer wie Twitter besitzt. Es erfreut sich einer großen Beliebtheit in der chinesischen Internetwelt. 22 Prozent der chinesischen Internet Population ist auf Seina Weibo aktiv. Ein Grund der großen Popularität könnte die Möglichkeit sein, dass auch Videos und Bilder eingebunden werden können, was Twitter momentan erst langsam erlaubt. Weibo ist wie Twitter auch der Hotspot der chinesischen Stars und Sternchen. Etwas konfus wirkt es, dass Tom Cruise bei Twitter rund 3 Millionen Follower hat, in Weibo dagegen sind es fast 4,5 Millionen. 

Grafik Vergleich Twitter und Weibo

Flickr alias Douban

So sind auch Visual Social Medias in China angekommen. Ein großes Netzwerk ist Douban, das stark an flickr erinnert. Dort können Privatpersonen Bilder hochladen, Kanäle erstellen und Kommentare verfassen. Die Themen scheinen aber auf der ganzen Welt nicht arg abzuweichen. Mode, Design-Trends und Landschaftsaufnahmen bestimmen auch im chinesischen Douban die Galerien.

Grafik Vergleich Twitter und Weibo

So etablierten sich in den letzten Jahren die in Eigenregie kreierten und teilweise kopierten Social Media Kanäle in China. Wie der Markt sich in den nächsten Jahren der Konkurrenz aus Amerika oder Europa öffnen wird, ist fraglich. Man kann annehmen, dass durch die Politik des mächtigen Landes weiterhin Informationen ungern preisgegeben werden und daher aufmüpfige westliche Meinungen gerne außen vor gehalten werden. Wann es soweit ist, dass wir anfangen Innovationen der chinesischen Social Networks zu übernehmen, ist durch das enorme Wachstum und der enormen Einwohnerzahl wohl nur noch eine Frage der Zeit.

Der erste potenzielle Exportschlager der chinesischen IT-Branche könnte sich aber langsam ankündigen. Das soziale Netzwerk namens Weixin hat innerhalb von 2 Jahren 200 Millionen Mitglieder anlocken können. Auf der Grundlage der Nutzung von mobilen Endgeräten ist Weixin im Gegensatz zu Facebook einen Schritt voraus. Es stellt eine Symbiose aus Diensten, die vergleichbar sind mit denen von Skype, WhatsApp, Instagram und auch der Facebook Timeline auf allen gängigen Smartphones. Durch den Fokus der Konzipierung auf die Verwendung von primär mobilen Geräten trumpft es mit Innovationen bezüglich sozialer Konnektivität auf und ermöglicht es, schneller mit anderen Personen in Kontakt zu treten. So kann man zum Beispiel mit Hilfe der dazugehörigen App namens „Bump“, die Kontaktdaten durch gleichzeitiges schütteln der Smartphones direkt austauschen. 

Grafik Chatdienste Weixin und Wechat

Die Strategie des chinesischen Konzerns Tencent steht augenscheinlich auf Expansion. So sollen zuerst die asiatischen Nachbarländer wie Taiwan, Vietnam oder Honkong die Reichweite des Netzwerks vergrößern. Doch auch die ersten Registrationen im arabischen Raum und den USA sind zu verzeichnen. Ob Facebook damit den ersten ernstzunehmenden Konkurrenten bekommen hat und dabei auch zum ersten Mal in Zugzwang bezüglich Innovationen gerät, ist noch unklar. Dennoch ist die Vormachtstellung Facebooks offenbar nicht mehr unantastbar.

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