Die Social Media Welt ist groß, sehr groß. Und sie wächst stetig und unaufhaltsam. Heutzutage kennt jeder Internetnutzer Social Networks wie Facebook, studiVZ, Xing oder wer-kennt-wen. Auch YouTube und Twitter sind nahezu jedem Menschen in der Web-Hemisphäre ein Begriff. Aber Flattr – was ist das? Ein Putzmittel vielleicht oder ein neumodisches Szenegetränk?

Vielen Bloggern und Web 2.0 Usern ist Flattr natürlich ein Begriff und wird von einigen cleveren Vorreitern auch schon fleißig genutzt. Der Laie allerdings kann mit diesem Begriff rein gar nichts anfangen. Also bringen wir etwas Licht ins Dunkel.

Grafik Flattr Logo

Setzen wir den Hebel der Erkenntnis zu Beginn mal ganz tief an. Die traditionellen Medien waren bis kurz nach der Jahrtausendwende das Nonplusultra in punkto Informationsbeschaffung. Auf jeden morgendlichen Frühstückstisch gehörte die (über)regionale Tageszeitung und beim alltäglichen Abendprogramm durfte eine Nachrichtensendung bei einem der zahlreichen TV-Sender nicht fehlen. Doch mit der steigenden Beliebtheit, Weiterentwicklung und Nutzung des Web 2.0 gerieten die traditionellen Medien mehr und mehr in die Kritik und büßten Leser bzw. Zuschauer ein.

Besonders die junge Generation der Digital Natives wuchs und wächst mit den sozialen Medien auf. Der häufige Leitspruch lautet: Wozu Geld für eine Zeitung bzw. ein fachspezifisches Magazin ausgeben oder einen mit Werbung gespickten Fernsehkanal sowie eine mit Klatsch und Tratsch dominierende Nachrichtensendung anschalten, wenn man sich seine Informationen auch ganz bequem, störungsfrei und kostenlos im Internet beschaffen kann? (siehe Grafik)

 

Grafik Nutzung Web 2.0 in 2010

Selbstverständlich verzichtet ein Großteil der Menschen nicht komplett auf den täglichen Blick in die Tageszeitung oder die Lieblings-News im TV. Aber sie sind zunehmend kritischer geworden und hinterfragen die Beiträge und Artikel, die ihnen vor die Nase gehalten werden. Die allgemein seit Jahren anhaltenden sinkenden Auflagenzahlen der Printmedien weisen jedoch eine gewisse Tendenz auf.

Grafik genutzte Onlineinhalte 2004 bis 2010

Auch die Tatsache, dass ein Großteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen lieber auf Fernseher und Zeitung verzichtet anstatt auf einen Internetzugang, sei es über PC, Laptop oder Smartphone, spricht eine eindeutige Sprache und wurde bereits 2006 durch die JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest – kurz mpfs – belegt (siehe Grafik). Aus diesem Grund fragt auch Georgi Kantchev im Jahr 2011 nicht zu unrecht, ob Facebook, Twitter und Co. die traditionellen Medien verdrängen werden oder bereits verdrängt haben. Aber was haben diese Hintergründe nun mit Flattr zu tun?

Grafik Bindung Jugendlicher an Medien

Quelle: http://www.mpfs.de

Neben den zahlreichen Social Networks, sind Blogs und Foren die meistgenutzten Instrumente im Web 2.0. In Deutschland gibt es mehrere hunderttausend aktive Blogs, in denen die Schreiberlinge aus unterschiedlichsten Gründen Artikel veröffentlichen oder weiterverbreiten. Nicht wenige von diesen oft unbekannten Talenten betreiben ihren Blog als Hobby und Berufung. Sie bekommen weder ein Gehalt von einem der großen Verlags- und Medienkonzerne, sondern berichten aus freiem Willen über z.B. Politik, Business, Sport oder das Internet.

Da einige der Blogger über eine große Anhängerschaft mit teilsweise mehreren tausend Lesern –  im Falle der YouTuber sind es natürlich Zuschauer – verfügen, werden sie auch als Meinungsführer oder Influencer bezeichnet. Der Grund ist der, dass die Leserschaft großen Wert auf die freie und persönliche Meinung der Autoren legt, zum Beispiel in punkto Kaufempfehlung für bestimmte Produkte und Dienstleistungen oder Informationsbeschaffung über spezielle Themen.

Durch die Entwicklung und Einführung von Social Micropayments wie Flattr bekommen die Blogger die Möglichkeit, mit ihren Veröffentlichungen im Web 2.0 etwas Geld zu verdienen. Vielleicht könnte man es auch treffender als Aufwandsentschädigung beschreiben. Die Ideen und die Prinzipien der Social Micropayments sind auf jeden Fall empfehlenswert. Aber wie funktioniert es?

Grafik Flattr

Auf der einen Seite haben Blogger, Podcaster, Musiker, Filmemacher und Fotografen, die der Öffentlichkeit ihre Leistungen in Form von Artikeln, Informationen, Songs, Videos oder Bildmaterial zur Verfügung stellen. Die Verbraucher und Nutzer können als Leser, Zuschauer oder Zuhörer beschrieben werden. Im Vorfeld müssen sie sich beim Social Payment Service Flattr registrieren und einen monatlich frei wählbaren Betrag auf ihr Konto überweisen. Die Leistungsanbieter müssen sich ebenfalls anmelden und den Flattr-Button auf ihrer Website bzw. den entsprechenden Artikel, Blog, Video etc. platzieren.

Grafik Flattr Funktion

Durch diese neuartigen Bezahlsysteme können die Konsumenten nun frei bestimmen, welcher der „Künstler“ wie viel Geld bekommt. Durch einen Klick auf den Flattr-Button können sie Inhalte auswählen, die ihnen gefallen. Am Monatsende bekommen die Medienanbieter entsprechend der Anzahl der Klicks einen Betrag überwiesen. Zu kompliziert? Das Video „This is Flattr“ bringt die Sache genau auf den Punkt.

Fazit: Durch die Social Micropayments haben Web 2.0 User die Option, ihre Lieblingsblogger, -YouTuber und -Inhalte zu belohnen. Im Prinzip ist es nichts anderes, als ob man am Kiosk seine favorisierte Zeitung kauft. Der Vorteil ist allerdings, dass die Nutzer frei bestimmen können, was ihnen die Leistungen monatlich allgemein wert ist und wer genau eine finanzielle Unterstützung erhalten soll.

Ist man beispielsweise mit den aktuellen Veröffentlichungen des Blogger X nicht einverstanden, so entfällt einfach der Klick auf den Flattr-Button. Eine Tageszeitung oder eine Fachzeitschrift muss der Leser im Vorfeld bezahlen, egal, ob ihm der Inhalt gefällt oder nicht. Letztlich bieten die Social Payment Services für die Internet Publisher eine hervorragende Möglichkeit, eine Art Gehalt bzw. Belohung für ihre Arbeit zu erhalten.

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