Politische und militärische Auseinandersetzungen finden nicht mehr nur auf dem Schlachtfeld, sondern immer häufiger auch in den sozialen Medien statt. Der arabische Frühling sowie die spanische Revolution waren nur die ersten Vorboten dieser medialen Entwicklung, die den Kriegsschauplatz auch in soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und YouTube tragen.
Der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen Israel und Palästina erfährt in den letzten Tagen einen erneuten Höhepunkt. Hintergrund ist erneut der Gaza-Streifen. Momentan gibt es von beiden Konfliktparteien ausgehende Feuergefechte, die sich bislang auf Luft- und Raketenangriffe beschränken. Doch hält man mittlerweile auch ein Eingreifen der israelischen Bodentruppen für möglich. Die Wahrheit hinter den jeweiligen Angriffen, deren genauen Ziele und die tatsächlichen Opferzahlen scheinen nicht genau identifizierbar zu sein. Beide Parteien liefern sich momentan eine erbitterte Propagandaschlacht im Social Web, um Ihre Sicht der Dinge zu kommunizieren, wobei sich das bekannte Theorem einschleicht: „Im Krieg stirbt als erstes die Wahrheit!“
Auf Twitter werden in relativ kurzen Abständen neue Nachrichten verfasst, die aktuelle Informationen zu den Angriffen oder persönliche Stellungnahmen und Anschuldigungen enthalten. Zusätzlich werden schockierende Fotos und unschuldsbekennende Zeilen verbreitet, die die Gemüter der Follower und Fans in den sozialen Medien auf der einen wie auf der anderen Seite weiter erhitzt. Die offizielle Facebookseite vom israelischen Militär namens „Israel Defense Forces“ postete zum Beispiel direkt nach der Tötung des ranghohen Hamas-Führers Al-Dschabari ein Bild seines Gesichts mit dem Titel „Eliminated“. Über 15.000 Menschen „gefällt das“. Zudem wurde diese Meldung fast 7.000 Mal geteilt.
Scheinbar ohne Filter gelangen Informationen über Twitter und Live-Blogs auf die Handys der Abonnenten. Schon am Mittwoch wurde zum ersten Mal via Twitter ein Luftangriff einer staatlichen Armee angekündigt. „The IDF has begun a widespread campaign on terror sites & operatives in the #GazaStrip, chief among them #Hamas & Islamic Jihad targets.” Der verifizierte Account gehört zur Israel Defense Forces (IDF) und wirkt teilweise wie eine inszenierte Werbekampagne. Regelmäßig wird über diesen Account auch an westliche Verbündeten getwittert. „Einen guten Morgen an unsere Freunde in Amerika“, heißt es etwa am Donnerstag um 14.43 Uhr MEZ. An anderer Stelle heißt es: „135 Raketen wurden in den vergangenen elf Stunden von Gaza auf Israel abgefeuert. Was würdest du tun, wenn dein Land angegriffen würde?“ Gleichzeitig wird der Anschein erweckt, die ungeschönte Wahrheit nur über die genannten Kanäle zu erhalten, was gleich einem Angriff gegen jegliche Presse aus anderen Ländern zu verstehen sein könnte. So titelt ein Post der IDF „share this, because the mainstream media will not“.
Auch auf dem offiziellen Blog der IDF wird Propagandamaterial veröffentlicht. So ist ein Zähler angebracht, der seit dem 14.11.2012 jegliche Raketenangriffe aufzeichnet, die bis dato Israel trafen. Diese Applikation kann über Facebook und Twitter seinen Freunden weitergeschickt werden. Aber auch die Al Qassam Brigades, eine Unterorganisation der palästinensischen Hamas, twittert aktiv ihre Ansichten der Geschehnisse und die neusten Informationen über ihre Aktionen und Interpretationen der Gegenangriffe seitens der Israelis. So bekommen die Follower „live“ neueste Informationen zu den Kämpfen, die durch Anhänger der jeweiligen Seiten auch engagiert kommentiert und kommuniziert werden.
So verstehen sich beide Parteien in der Unschuldsrolle und versuchen Geschehnisse ins rechte Licht zu rücken. Wo es geht, wirbt die Hamas um Zustimmung. Die Führungen begründen Aktionen, vermelden erfolgreiche Angriffe und formulieren ihre Ziele.
Durch die verschiedenen Ansichten und Kommunikationsstrategien der verschiedenen Parteien verschwimmen die Realität und die damit verbundene Wahrheit. Auch die westliche Presse hat es schwer, verschiedenste Meldungen oder mitgelieferte Videos auf den Wahrheitsgehalt zu messen. Gefährlich wird es, wenn einseitige Propaganda weiter durch Social Media verbreitet wird und keine vergleichbaren Informationen vorliegen, die zum Abgleich dienen könnten, um die Wirklichkeit so getreu wie möglich vermitteln zu können. Vor allem, wenn man die Anhänger der jeweiligen Parteien auf Facebook analysiert, kommen Sorgen auf, dass durch die vermehrte Propaganda via Social Media starken Einfluss auf die junge Generation genommen werden könnte.
Dabei sollten genau diese Wege der Kommunikation zur Annährung genutzt werden, um Mauern zum Fallen zu bringen und Frieden zu schaffen. Es ist im Interesse der ganzen Welt, dass dieser lang andauernde Konflikt um den Gaza-Streifen endlich niedergelegt wird, um Ruhe und Frieden im nahen Osten zu schaffen.
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