Datum:
26/09/2012
Jeden Tag stellen wir uns wegweisende Fragen: Was essen wir und vor allem wo? Welche Schuhe oder welchen Smart TV möchten wir kaufen? Diese Entscheidungen werden nicht einfacher, denn bei einer Produktsparte gibt es bekanntlich nicht nur eines, sondern viele verschiedene Einzelprodukte, die sich in Farbe, Form, Funktion oder Hersteller unterscheiden. Und schnell steht man ratlos vor dutzenden Faktoren und Einflüssen.
Und keiner ist da, der einem mit seiner vertrauensvollen Meinung oder Erfahrung weiterhelfen kann.
Mit dem Zeitalter des Internets und der sozialen Medien hat man nicht nur die Bewertung des besten Freundes in der Hosentasche, sondern kann hunderte oder sogar tausende Meinungen, Berichte oder Reviews über ein einzelnes Produkt oder eine Dienstleistung von Kunden lesen, die dieses Produkt schon gekauft haben.
Es funktioniert ganz einfach! Per Smartphone, Tablet, PC oder Laptop und die richtigen Bewertungsplattformen.
Nun, es geht also um Bewertungen, Kommentare, Besucherzahlen im Rahmen von „Check in’s“ und Likes oder Shares in den sozialen Medien. Mit diesem Thema hat sich die Studie von Nomao befasst und beleuchtet das Verhalten der Europäer zu regional bezogenen Kommentaren und Bewertungen zu Orten und Örtlichkeiten. Dabei wurden 100 Millionen Webseiten und fast 9 Millionen Beiträge aus 5 großen europäischen Ländern (Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und Deutschland) analysiert. Hierbei ist zu erwähnen, dass nicht auf Branchenriesen wie Ebay oder Fnac eingegangen wurde, sondern explizit nur regionale Unternehmen, Firmen und Orte in Augenschein genommen wurden.
Nomao ging dabei mit einem speziell entwickelten Algorithmus vor, der rund 200.000 gespeicherte Ausdrücke auf den gescannten Webseiten suchte und dabei ein Meinungsbild entwickelte. Erster nennenswerter Datensatz ist hierbei, dass sich in den letzten vier Jahren die Kommentare verachtfachten. Umgerechnet sind dass insgesamt 3,8 Millionen Kommentare, die im Internet abgegeben wurden. Das entspricht 10.000 Meinungen pro Tag.
Die Franzosen sind dabei die Fleißigsten, denn sie haben im Jahr 2011 rund 1,1 Millionen Kommentare hinterlassen, was einem Anstieg um 40% im Vergleich zu 2012 entspricht. Weit abgeschlagen auf dem letzten Platz befindet sich Spanien mit nur 566.000 Kommentaren in 2011, was aber auf die geringe Anzahl der Internetnutzer (29 Millionen) zurückzuführen ist. Trotz des Faktors „Einwohnerzahl“ hat dieser doch keinen sehr großen Einfluss auf die Bewertungslaune der Bevölkerung, denn Deutschland mit seinen 65 Millionen Internetnutzern hat trotzdem zweimal weniger Kommentare publiziert, als die 45 Millionen französischen Internetnutzer. Eine Hypothese, um diese exponentielle, starke und homogene Steigerung zu erklären, ist, dass das Verhalten der Masse auf Seiten des E-Commerce sich stetig anpasst. Ein sog. „Nachmacher“-Effekt entwickelt sich. So werden nicht nur Käufe im Internet bewertet, sondern es werde Noten für alles und jeden vergeben.
Auch Orte wie Cafés, Restaurants oder Bars werden nicht verschont. Was dem einen Freud ist dem anderen Leid. Der Studie zufolge besitzen 104 Millionen Europäer ein Smartphone. Ein Wachstum von 44% im Vergleich zum Vorjahr, was eine enorme Marktdurchdringung bedeutet. Diese Tendenz wirkte sich direkt auf die Bewertungslaune der Nutzer aus, da viele Mobile Apps entstanden sind, die es vereinfachten, durch das stetig vorhandene mobile Internet die Orte direkt bewerten zu können, an denen sich gerade befindet. Im November 2011 wurden – alle Bewertungsplattformen zusammengenommen – mehr als 1 Million Mobile Apps gezählt, Tendenz steigend. Dieser User generated Content tritt vor allem auf Reservierungs- und Gemeinschaftsplattformen auf. 
Auf Reservierungsplattformen werden nur Kommentare zugelassen, die auch von wirklichen Kunden generiert wurden, um zu verhindern, dass gezielt manipulierte Kommentare veröffentlicht werden. Solche Plattformen sind zum Beispiel: Booking oder lafourchette. Der zweite große Block sind die gemeinschafltichen Plattformen, zu denen gehören Dienste wie Yelp, Qype oder Tripadvisor. Jene haben sich darauf spezialisiert, Adressen zu bewerten, wie z.B. Campingplätze, Bars oder Restaurants.
Selbstverständlich tragen soziale Netzwerke einen großen Teil dazu bei, dass um die Wette bewertet wird. Auch Geo-Lokalisierungen per Mobile App sind mitbeteiligt. Somit werden Statusmeldungen mit persönlichen Eindrücken versehen und der Standort wird unwiederbringlich in das World Wide Web entlassen. Das Topthema dabei ist Essen. Diese Kategorie betrifft laut Studie 40% der Plätze, die genannt und bewertet werden, in Spanien sind es sogar 50%. 
Die Webseitenauswertung Nomao bewertet dabei nicht nur die quantitative Seite der Kommentare, sondern auch die qualitative und betrachtet dabei die Tonalität der Meinungen. Man spricht über Restaurants, empfiehlt sie weiter oder rät davon ab. Dabei sind die Spanier die positivsten, deren Kommentare sind zu 91% positiv, wobei nur 86% der deutschen Meinungen positiv ausfallen. Internetnutzer sehen sich weitgehend dazu verpflichtet, Empfehlungen abzugeben, nicht aber Adressen und Unternehmen schlecht zu machen oder scharf zu kritisieren. Weiter gehen auch die Meinungen und Interessenschwerpunkte der Europäer in verschiedene Richtungen, zum Beispiel beim Bewerten von Hotels.
Franzosen erwähnen als wichtigstes Kriterium das Badezimmer. Dieses Wort wurde nämlich über 3.000 Mal im Internet gefunden, während für Engländer und Deutsche vor allen Dingen die Sauberkeit zählt. In den nächsten Jahren werden sich durch den Schneeballeffekt klar die topbewerteten Orte und Unternehmen herauskristallisieren und immer noch mehr Bewertungen, Meinungen und Erfahrungsberichte erhalten. Jedoch haben auch kleine Gewerbe die Möglichkeit durch den weiter steigenden Anteil von Smartphones und die Tendenz der User dahingehend, immer noch mehr zu Bewertungen abzugeben, sich gegen die Konkurrenz in der Region durchzusetzen.
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