Die Piratenflagge wurde im Internet schon vor vielen Jahren gehisst. Vor allem die Musikproduzenten, Künstler und Urheber haben mit dem illegalen Handel ihrer Werke zu kämpfen. So sind die CD-Verkäufe in den vergangen Jahren stetig rückläufig. Der Absatz von Tonträgern ist in den Jahren 1999 bis 2008 um 41% gesunken. Die Zahl der illegalen Downloads von Musiktiteln betrug allein im Jahr 2003 über 600 Millionen.

Auch wenn diese Daten leider etwas in die Jahre gekommen sind, sollen sie trotzdem einen groben Einblick in die Materie bieten und verdeutlichen, dass an dieser Stelle Nachbesserungen von Nöten sind. Die Musikindustrie antwortete auf diese Missstände mit einem erhöhten Angebot an legalen Downloads, welche sich in den letzten 5 Jahren auch verssechsfacht haben. Was schlussendlich bedeuten könnte, dass die User nicht alle Verbrecher sind, sondern nur nicht mehr gern die silbernen Scheiben im Laden kaufen möchten. Mit mobilen Datenflatrates und Cloud-Computing erblickte auch ein neuer Markt das Licht der Welt. Das neue Zauberwort lautet nun „Streamen“.

Grafik Spotify und Facebook

Warum jedes Lied teuer erkaufen, wenn es bei der Schnelllebigkeit unserer Zeit nach ein paar Wochen nicht mehr trendy ist. Zudem bieten ja auch Video-Plattformen wie Youtube an, jegliche Musik ganz kostenlos zu hören. Der fade Beigeschmack tut sich auf, wenn man bedenkt, dass die Urheber über solche Plattformen keinen Cent für ihre Titel sehen. Diese Lücke zwischen kostenlosem Musikhören und der Unterstützung der Musiker schließen derzeit Streamingdienste wie Spotify aus Schweden oder Simfy aus Deutschland.

Wenn wir Spotify näher betrachten, stellen wir eine nicht zu übersehende Expansionswut fest. Der schwedische On-Demand-Musikdienst wurde 2006 entwickelt und verbreitet sich seither erfolgreich in den verschiedensten europäischen Ländern und wird in 2013 den Sprung über den großen Teich in die USA versuchen. Aber wie profitieren die Künstler und wie finanziert sich Spotify eigentlich?

Grafik Spotify Integration auf Facebook

Die 188 Millionen Euro Umsatz aus dem Jahr 2011 entspringen zu mehr als 83% aus den kostenpflichtigen Premium-Accounts. Diese kommen im Gegensatz zu den kostenlosen Accounts ohne Werbung daher und lassen auch ein Musikgenuss ohne Internetverbindung zu. Jene Vorteile erhält man durch Zahlen einer 5-10€ teuren monatlichen Gebühr. Wer sich über die Werbung, die nach jeweils 3-5 Songs automatisch akustisch dahin plänkelt, nicht gestört fühlt, kann den Dienst komplett kostenlos genießen. Den außerordentlich hohen Anteil bei der Finanzierung von 83% stemmen gerade einmal rund 8% der insgesamt 10 Millionen Spotify-Mitglieder.

Der Rest wird aus Werbeeinnahmen und kostenpflichtigen Downloads generiert. Dadurch, dass auf lange Zeit gesehen Spotify nur überleben kann, wenn sie mehr Premium-Accounts verkaufen, lässt darauf schließen, dass weitere Einschränkungen der kostenlosen Accounts eingeführt werden. Das war im April 2011 schon der Fall, als die Regelung eintrat, dass nach sechs Monaten kostenlosen Musikgenuss eine monatliche Beschränkung von 10 Stunden in Kraft trat. Schon kurz nach dem Markteintritt in Deutschland hatte Spotify eine durchschnittliche Hördauer von 109 Minuten zu beziffern. Ist die strikte Beschränkung auf 10 Stunden im Monat dann also eine Restriktion, die zu mehr Premium-Accounts führt?

Grafik Spotify mit iPod

Auf der einen Seite ist Spotify eine äußerst einfach zu handhabende und vor allem kostenlose Art und Weise Musik zu hören. Durch das Abonnement eines Premium-Accounts eröffnen sich dem User praktische Extrafunktionen wie das schon erwähnte Hören der Musik offline, welches auch das Hören auf mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets ermöglicht. Des Weiteren erhofft sich die Musikindustrie mit den Kooperationsverträgen und den Abrechnungen per Klick eine Eindämmung der Piraterie. Was dennoch viele User davon abhalten wird, jeden Monat 10€ zu investieren, könnte der Fakt sein, dass kein gehörter Track in den eigenen Besitz über geht.

Das bedeutet, dass unmittelbar keine Musik mehr durch die Lautsprecher gelangt, wenn der Anbieter Spotify vorübergehend nicht erreichbar ist oder andere wirtschaftliche Auslöser zu einem längeren Aussetzen des Dienstes führen. Damit ist eine monatelange „Investition“ auf einen Schlag nichts mehr wert. So ist der Genuss nur für den Moment, aber nicht auf Dauer gesichert. Auch wurde im Juni 2012 der Zwang zur Anmeldung mit dem Facebook Account in Deutschland verboten, da dadurch datenschutzrechtliche Schlupflöcher entstanden, die das deutsche Gesetz nicht duldete. Nun ist eine Anmeldung auch ohne Facebook Account möglich, der dann logischerweise den Austausch der Lieblingsmusik und Playlists der Freunde verwehrt. Nun können deutsche Nutzer also entscheiden, ob die Freunde in Facebook die Updates erhalten sollen, welches Lied man gerade hört oder welche Änderungen man an seiner eigenen Playlist vornahm, oder nicht. 

Grafik Spotify im Facebook Newsfeed

Inwieweit die Verbindung von Musik-Portalen mit sozialen Netzwerken wie Facebook fortschreitet, bleibt abzuwarten. Dennoch sind diese Music-On-Demand Plattformen eine wegweisende Technik, da man mit einem passendes Gerät und der richtigen Anwendung spielend leicht und komfortabel seine Lieblingsmusik in der eigenen Hosentasche mit sich tragen kann, ohne die Musik direkt am dem Gerät zu haben. Jedoch sollte die Wahrung der privaten Daten auch hier nicht mit Füßen getreten werden, denn treue User können bei Vertrauensverlust zur zahlreichen Konkurrenz wechseln.

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